GRÜNE Oestrich-Winkel, Eltville und Geisenheim luden zum Runden Tisch „Glyphosat- Anwendung im Weinbau“

Presseinformation Die Diskussion über die Zulassung des Herbizids Glyphosat hat die GRÜNEN Ortsverbände dazu veranlasst nachzufragen, wie es im Rheingau mit der Verwendung von Glyphosat im Weinbau aussieht. Um diese Frage mit Vertretern des Weinbaus zu erörtern, hatten sie Experten ins Bio-Weingut Asbach-Kretschmar in Winkel eingeladen. Claudia Burgsmüller von den GRÜNEN in Oestrich-Winkel moderierte die Veranstaltung mit etwa 20 Teilnehmern.

25.07.16 –

Presseinformation

Die Diskussion über die Zulassung des Herbizids Glyphosat hat die GRÜNEN Ortsverbände dazu veranlasst nachzufragen, wie es im Rheingau mit der Verwendung von Glyphosat im Weinbau aussieht. Um diese Frage mit Vertretern des Weinbaus zu erörtern, hatten sie Experten ins Bio-Weingut Asbach-Kretschmar in Winkel eingeladen. Claudia Burgsmüller von den GRÜNEN in Oestrich-Winkel moderierte die Veranstaltung mit etwa 20 Teilnehmern.

Zunächst gab Dr. Antje Kluge-Pinsker eine kurze Einführung ins Thema. Sie verdeutlichte die rechtlichen Rahmenbedingungen. Auf EU-Ebene gibt es eine Debatte, ob der Einsatz von Glyphosat verboten werden sollte. Die Zulassung als Pflanzenschutzmittel wurde jetzt für weitere 18 Monate verlängert. Dr. Kluge-Pinsker machte auf den flächendeckenden Einsatz von Glyphosat vor allem im Norden Deutschlands aufmerksam. Viele Weideflächen werden durch Maisanbau ersetzt, wobei zur Vorbereitung der Maisaussaat Glyphosat eingesetzt wird.

Die Wirkung von Glyphosat auf Menschen ist noch nicht ausreichend erforscht, aber Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Es ist seit 1979 auf dem Markt, weltweit werden 900.000 Tonnen verwendet; in Deutschland ca. 6.000 – 8.000 Tonnen jährlich. Besonders der flächendeckende Einsatz von Glyphosat, um die zügellose Produktion von Energiepflanzen voranzutreiben sei fatal. Die Gesundheitsgefahren und die Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien noch nicht genügend erforscht, vermutlich unterschätzt worden. Es gebe zu wenige unabhängige Studien. Dies müsse sich ändern, die toxikologische Wirkung müsse erforscht werden, so Kluge-Pinsker.

Im Weinbau wird Glyphosat nur unter dem Stock, aber nicht flächendeckend eingesetzt, erklärte Bernhard Gaubatz von der Hochschule Geisenheim. Die Anwendung an den Weinbergsrändern ist verboten. Er machte seinen Standpunkt deutlich: Solange das Mittel als Pflanzenschutzmittel anerkannt ist, kann es auch gemäß den Zulassungsbestimmungen angewandt werden. Für ihn ist klar, dass die Winzer mit diesem Mittel verantwortungsbewusst umgehen müssen. Hilfestellung dazu gibt es über Schulungsangebote sowie das Wetterfax des Rheingauer Weinbauverbandes.

Die Alternative ist die Bearbeitung des Bodens auf mechanische Weise. Mechanisch heißt: mit Schlepper und Stockmulche, in den Steillagen auch mit der Motorsense. So wies Gaubatz auf die besondere Problematik der Bearbeitung der Weinberge in den Steillagen hin. Dies sei aufwändig und mit großem Personaleinsatz verbunden. Die Arbeit mit der Motorsense ist anstrengend und zudem durch Lärm und Abgase sehr belastend. Gaubatz führte auch aus, dass der Boden durch das mehrmalige Durchfahren der Schlepper stark verdichtet wird. Mögliche Stockverletzungen stellen ein Lebensdauerrisiko dar.

Gaubatz und der Betriebsleiter Arnulf Steinheimer des Klosterweingutes der Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen plädierten somit für eine differenzierte Betrachtung. Der Einsatz von Herbiziden sei immer Abwägungssache. Das Klosterweingut betreibt umweltschonenden Weinbau. Steinheimer führte aus, wie die Bearbeitung mit Stockmulcher und Rollhacke geht. Auch er machte auf die Schädigung der Böden, der Stöcke und der Begrünung durch das Durchfahren mit Schleppern aufmerksam. Gerade in diesem Jahr, in denen die Böden extrem nass sind. Man solle immer differenziert auf die jeweilige Situation schauen, was insgesamt für die Umwelt weniger belastend ist. Auf alle Fälle muss hochwachsende Begrünung unter den Stöcken vermieden werden, um Pilzbefall der Trauben durch feuchtes Mikroklima vorzubeugen.

Für Peter Kreuzberger, der im Weingut Asbach-Kretschmar Ökowein produziert, ist klar: In seinem Betrieb und in allen Betrieben, die ECOVIN angehören, werden keine Herbizide verwendet. Das ist Grundvoraussetzung, um als Ökobetrieb anerkannt zu werden. Unter den Stöcken versucht er auch mit niedrig wachsender Begrünungseinsaat dem Nässedruck im Traubenbereich vorzubeugen.

Michael Albrecht, Vorsitzender der ECOVIN Regionalgruppe Rheingau/Mittelrhein und Hessische Bergstraße, machte deutlich: Auch in Steillagen funktioniert mechanische Bearbeitung. Er bedauerte den zunehmenden Einsatz von Herbiziden. Als Inhaber eines der ersten Bioweingüter im Rheingau spricht er sich gegen deren Einsatz aus. Sein Plädoyer: Zumindest dort wo es keine Steillagen gibt, sollte auf Herbizide verzichtet werden. Die Bearbeitung in Steillagen ist zwar schwierig, aber es gibt mechanische Alternativen wie Sense oder Stockmulcher. Der Einsatz von Herbiziden nur aus Kostengründen sei alles andere als vernünftig.

Im anschließenden Gespräch wurde die Tatsache, dass öffentlich über den Einsatz von Glyphosat diskutiert wird, als positiv bewertet. Diese Diskussion habe bereits dazu geführt, dass vermehrt Betriebe den Herbizideinsatz zugunsten der mechanischen Bodenbearbeitung reduzieren.

Der Druck der Öffentlichkeit und die Macht der Verbraucher können zum Verkaufsargument werden. Der Rheingauer Wein ist ein hochwertiges Produkt aus einer Premiumlage. Warum sollte das Thema Verzicht auf das Ausbringen von Herbiziden nicht als zusätzliches Verkaufsargument ziehen, findet Ingrid Reichbauer, Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion der GRÜNEN. Guntram Althoff Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN Eltville brachte in die Diskussion, ob es nicht machbar wäre, sich im Rheingau als zusätzliches Verkaufsargument „Glyphosatfreie Zone“ zu nennen. Dies müsse aber über die Verbandsgremien – Rheingauer Weinbauverband – stattfinden. Es gebe bereits Empfehlungen des Weinbauverbandes, den Herbizideinsatz auf das Nötigste zu reduzieren. Nicht zuletzt sind begrünte Weinberge für Touristen attraktiver als freigespritzte Weinbergszeilen.

Fazit der GRÜNEN: Verzicht auf Herbizide im Weinbau ist möglich, die Bio-Betriebe machen es vor. Die Verbraucher haben es in der Hand, ob sie bereit sind, für Wein, der ohne Herbizide hergestellt ist, etwas mehr zu bezahlen. Schließlich führt der Einsatz von Glyphosat zu einem Rückgang der Artenvielfalt.

Zum Schluss wurde seitens der Ökowinzer auf ein weiteres großes Problem hingewiesen: Durch die Nässe in diesem Jahr ist der Pilzbefall der Trauben besonders stark. Die Ökowinzer würden gerne das Mittel Kaliumphosphonat einsetzen, dürfen es aber nicht, da es nicht auf der Liste der im ökologischen Weinbau zugelassenen Pflanzenstärkungsmittel steht. Dabei hilft es, die alternative und mengenmäßig begrenzte Anwendung von Kupfer zu reduzieren. Feuchte Vegetationsperioden wie 2016 sind damit ein Existenzrisiko für Ökowinzer. Diese hätten gerne Unterstützung auf alle Ebenen für ihre Forderung, Kaliumphosphonat auf die EU-Liste der Pflanzenstärkungsmittel aufzunehmen. Die GRÜNEN unterstützen diese Forderung der Ökowinzer.

 

Markus Jantzer
Pressesprecher BÜNDNIS 90/ Die GRÜNEN Oestrich-Winkel
Mail: mjantzer@t-online.de

 

 

Kategorie

Aktuelles | Grüne Presseerklärungen | Neue Presseerklärungen | Neues im Überblick

Wir Grünen bei facebook

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>